Abriss durch die Hintertür?
Abriss durch die Hintertür? Die Faktenlage: Wie aus der Senatsantwort auf eine SKA der Abgeordneten Heike Sudmann hervorgeht (Drucksache 22/3286, im Wortlaut hier), hat die Eigentümerin der Schiller-Oper am 21. Januar 2021 einen Bauanatrag zum Rückbau der nicht denkmalgeschützten Teile der Schiller-Oper gestellt. Am 26. Januar folgte ein Antrag auf denkmalrechtliche Genehmigung eines Abbruchs der sogenannten „Anbauten“, welche die denkmalgeschützte Stahlkonstruktion umgeben, sowie der Dacheindeckung. Das Denkmalschutzamt stellte am 8. Februar Nachforderungen. Die Schiller-Oper-Initiative befürchtet das Schlimmste – dass auch die denkmalgeschützte Rotunde dem Abbruch der steinernen Bauten rund um die Stahlkonstruktion zum Opfer fällt. Teile der Stahlkonstruktion sind durch den jahrelangen, bewusst in Kauf genommenen Verfall sowie zahlreiche Umbauten in der Geschichte der Schiller-Oper auf das umgebende Mauerwerk als Stütze angewiesen. In einem aus dem Jahr 2007 (hier im Anhang) heißt es dazu: Durch den Verlust zahlreicher Aussteifungselemente ist die Stabilität der Bestandsstützen insbesondere des Hauptdaches wesentlich beeinträchtigt. So ist in den Achsen I und IV die Aussteifung der Haupt- und Pultdachstützen nur noch konstruktiv durch das Mauerwerk der Bühnenwand gesichert. Da die Eigentümerin in den letzten Jahren systematisch jegliche Schutzmaßnahmen für die Schiller-Oper verhindert hat, dürfte sich der Zustand und die Tragfähigkeit seit dem Gutachten 2007 weiter stark verschlechtert haben. Auch schützen die umgebenden Gebäudeteile die empfindliche Rotunde vor Windlasten, denen sie ansonsten gerade im Winter ausgesetzt wäre. Und nicht zuletzt sind die Erschütterungen beim Einsatz von Baugerät für den Abbruch eine direkte Bedrohung für die Stahlkonstruktion. Die Chancen, dass der einmalige stählerne Zirkusbau einen Abbruch der umliegenden Gebäude nicht überleben würde, stehen also gut. Somit wäre die Eigentümerin durch die Hintertür endlich doch die ganze Schiller-Oper los, wie sie es bereits im März 2017 im veröffentlichten Entwurf geplant hatte, und könnte das Filetgrundstück komplett neu bebauen. Wir fordern das Denkmalschutzamt und den Bezirk auf, diesem riskanten und durchschaubaren Spiel ein Ende zu setzen – und endlich den Erhalt des Denkmals durchzusetzen! Und wie geplant im Frühjahr mit den Sicherungsmaßnahmen an der Rotunde zu beginnen. Die Schiller-Oper-Initiative und die Nachbarschaft geben nicht auf: Gerade angesichts dieser konkreten Bedrohung finden weiterhin jeden Donnerstag um 18 Uhr Mahnwachen an der Schiller-Oper statt, um auf das vergessene Wahrzeichen von St. Pauli und hinzuweisen. Der 130 Jahre alte Zirkusbau steht mit seiner wechselhaften Geschichte wie kaum ein anderes Gebäude für die Zeiten und Facetten des ganzen Viertels. Schiller-Oper-Initiative, 2. März 2021
0 Kommentare