Es hat geschillert!

Unter dem Motto “Lasst es schillern! Historisches, Kunst und Kultur zum Erhalt der Schiller-Oper” lud die Schiller-Oper Initiative am 23. April 2017 ins Haus der Familie ein, um über die Bedeutung des seit 2012 unter Denkmalschutz stehenden Zirkusbaus und seine eindrucksvolle 128-jährige Geschichte zu informieren.
Angesichts der neuesten Entwicklungen um die Schiller-Oper war das dringend notwendig! So wurde im Vorfeld der Veranstaltung durch eine Kleine Anfrage der Abgeordneten Heike Sudmann unter anderem bekannt, dass der/die aktuelle Eigentümer*in die Befreiung vom Denkmalschutz beantragt hatten.
Diese “Entdenkmalisierung” ist offenbar angereichert mit diversen, der Öffentlichkeit nicht bekannten, Gutachten. NDR, MOPO, TAZ, Abendblatt, Hamburg Journal und Elbe Wochenblatt berichteten.




Der erste Teil der Veranstaltung widmete sich ganz der Historie. In ihrem Vortrag “Vorhang auf - 126 Jahre Schiller-Oper”, ließ Dr. Anke Rees die Schiller-Oper für die 120 Besucher*innen noch einmal lebendig werden. In fünf Akten - Zirkuszeit, Theaterzeit, Opernzeit, Kriegszeit und Projektionsphase (Nachkriegszeit bis heute) - erzählte Rees die Geschichten rund um das Gebäude und machte deutlich, dass die Schiller-Oper immer ein Identifikationsort für die Menschen im Viertel war. Es ging aber auch um die prägende Nicht-Nutzung. Bereits seit den 60ern machte der damalige Investor jahrzehntelang dem damaligen Zeitgeist entsprechende Vorschläge, wie man die Schiller-Oper nutzen könnte. Als man sich dann auf einen Wochenmarkt einigte, beantragte der damalige Eigentümer die zuvor in die Denkmalliste aufgenommene Rotunde zu “Entdenkmalisieren”, allerdings ohne Erfolg. 2012 wurde die Rotunde der Schiller-Oper als Denkmal vom Verwaltungsgericht bestätigt. 2014, nach über 60 Jahren im Familienbesitz, wird die Schiller-Oper dann an den Investor verkauft.


"Aus historischer Perspektive, kann ich nur dazu raten, - egal, wie die Entscheidung über die Nutzung ausfällt - auf die Sprache dieses besonderen Gebäudes zu hören. Die Schiller-Oper ist als ein Veranstaltungsort gebaut worden – es ist ihre Zweckbestimmung, die ihr eingeschrieben wurde. Sie hat in den Jahren, in denen sie als Veranstaltungsort genutzt wurde, viele Zuschreibungen erfahren. Sie hat für viele Menschen dadurch und auch seitdem eine Bedeutung. Sie ist ein Identifikationsort – individuell und kollektiv. Fürs Viertel und für den Stadtteil. Aber auch für Hamburg. Die Geschichte hat gezeigt: Die Nutzung der Schiller-Oper kann nur gelingen, wenn die Zweckbestimmung des Gebäudes, ein Aufführungsort zu sein, und die Zuschreibungen des Ortes, ein Raum für die Menschen aus dem Viertel und der Stadt zu sein, ernst genommen wird. Nur dann kann es eine tragfähige und erfolgreiche Nutzung geben." (Dr. Anke Rees, 23. April 2017, St. Pauli)
Nach einer kurzen Vorstellung der Anwohner-Initiative und ihrer Aktionen der letzten zwei Jahre, wurde im zweiten Teil der Veranstaltung über die aktuelle Situation informiert und gemeinsam mit den anwesenden Bürger*innen, Bezirkspolitiker*innen (Grüne und SPD) sowie der Abgeordneten der Bürgerschaft Heike Sudmann (DIE LINKE), die 1. Schiller-Oper Resolution erarbeitet und verabschiedet.

In dieser fordern die Bürger*innen:
  1. Keine Genehmigung zum Abriss des Denkmals Schiller-Oper.
  2. Sofortige Sicherung des Denkmals.
  3. Vorantreiben der Sanierung des Denkmals.
  4. Die Politiker*innen aller Fraktionen sollen JETZT entsprechende Forderungen an den/die Eigentümer*in stellen, einen Prozess über eine stadtteilverträgliche Nutzung mit Eigentümer*in, Politik, Behörden und Bürger*innen zu entwickeln (in Anlehnung an den St. Pauli Code: http://planbude.de/st-pauli-code).
  5. Eine öffentliche Nutzung für ALLE.
  6. Raum für Begegnung im Stadtteil: Kulturelles, Soziales, Geschichtliches…
  7. Bezahlbaren Wohn- und Gewerberaum.


Diese Resolution ist eine Antwort der Bürger*innen auf die aktuellen Geschehnisse, den jahrelangen Verfall und intransparente Planung der zukünftigen Nutzung. Sie dient als Grundlage für einen weiteren, gemeinschaftlichen Prozess und kann online unterschrieben werden.


Die Schiller-Oper Initiative bedankt sich vor allem bei den rund 120 Teilnehmer*innen. Es war eine bunte und generationenübergreifende Mischung von Menschen anwesend - Nachbarn, Fachleute, Vertreter anderer Initiativen und Vertreter der Politik. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht, diese Resolution mit euch zu erarbeiten. Unser Infotisch wurde von Schanzen Buch mit Literatur bestückt. Danke dafür. Unsere Büddel wären ohne Zeckendruck niemals so entstanden. Danke! Unser Dank gilt auch dem Haus der Familie, die uns die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt haben. Die Initiative bedankt sich zudem bei Heike Sudmann für ihre kleine Anfrage.
Da niemand die Geschichte der Schiller-Oper so eindrucksvoll wie Dr. Anke Rees lebendig werden lässt, möchten wir uns insbesondere bei ihr für diesen Vortrag bedanken.


Wir freuen uns auf jede Unterstützung bei weiteren Aktionen und natürlich begrüßen wir jeden in unserer Initiative.


Eure Schiller-Oper Initiative


Die Initiative trifft sich jeden letzten Montag im Monat in der Lerchenstraße 37.


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