Gutachterliche Stellungnahme sieht dringenden Handlungsbedarf

Endlich steht es schwarz auf weiß: Die Schiller-Oper kann gerettet werden, ist aber in immer schlechterem Zustand. Es müssen dringend Maßnahmen zur Erhaltung und Sicherung des Denkmals unternommen werden!

Am 25. Juli 2017 kündigte Bezirksamtsleiter Falko Droßmann bei der Bürgerinfoveranstaltung auf St. Pauli an, dass ein weiteres Gutachten den baulichen Zustand und den Sanierungsaufwand der denkmalgeschützten Stahlkonstruktion ermitteln soll. Dies wurde notwendig, da dem ersten Gutachten von 2007 des Denkmalschutzamtes, das einen Erhalt vorsah, ein zweites der Eigentümerin gegenüberstand, das eine Sanierung für ökonomisch nicht vertretbar darstellte.

Die Stellungnahme von Anfang April 2018 wurde noch nicht abschließend veröffentlicht, liegt der Schiller-Oper-Initiative aber Dank des Transparenzgesetzes vor. Es wurde von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, Amt für Bauordnung und Hochbau, in Auftrag gegeben und von WK Consult Hamburg durchgeführt.

Die aktuelle Bewertung gründet sich auf ein Gutachten von 2007 sowie einer Begehung am 7.2.2018. Dabei waren die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, das Denkmalschutzamt, das Bezirksamt Hamburg-Mitte sowie Vertreter der Eigentümerin – die Schiller-Oper-Initiative war nicht eingeladen. Es wurden „stichprobenartig zugängliche Teile der Stahlbau-Konstruktion in Augenschein genommen.“ Allerdings: „Die höher liegenden Tragwerksteile sowie die Dachkonstruktion konnten ohne weitere Hilfsmittel nur vom fußläufig zugänglichen Manege-Boden begutachtet werden“.

Für die denkmalgeschützte Stahlkonstruktion wurde festgestellt, dass dieses „teilweise großflächig ungeschützt“ liegt und attestiert „Undichtigkeit im Dach“. Die Stahlbauteile des denkmalgeschützten Rundbaus weisen eine leichte bis verstärkte Korrosion auf.

Es wird eindeutig ausgeführt: „Die am gesamten Stahlbau deutlich erkennbare Korrosion lässt sich durch unzureichende Korrosionsschutzmaßnahmen, fehlende Wartung des Korrosionsschutzes in Verbindung mit Undichtigkeiten in der Dachhaut und fehlende Verglasungselemente im Lichtband erklären.“

Offensichtlich scheint es die Strategie der Eigentümer zu sein, sich unsichtbar zu machen und auf Zeit zu spielen, bis das Denkmal durch Witterungseinflüsse nicht mehr zu retten ist. Die Schiller-Oper-Initiative fordert seit langem ohne Erfolg einen ausreichenden Witterungsschutz des Baudenkmals, wie es das Gesetz verlangt. Währenddessen verfällt die Bausubstanz weiter, bis eine Erhaltung unwirtschaftlich wird und es einen Freibrief zum Abriss gibt. Dann verschwindet durch Wegducken und Trickserei ein weiteres geschichtsträchtiges, identitätsstiftendes Stück St. Pauli ohne jegliche Öffentlichkeitsbeteiligung. Unter den Augen und mit Billigung des Bezirksamts.

Die aktuelle gutachterliche Stellungnahme bescheinigt den „kritischen Zustand der denkmalgeschützten Stahlkonstruktion“. Die Schiller-Oper-Initiative fordert daher die Bezirkspolitik und das Denkmalschutzamt auf, unverzüglich für die Sicherung des einmaligen Baudenkmals zu sorgen sorgen – notfalls auch durch Ersatzmaßnahmen – und endlich einen integrativen Beteiligungsprozess zur zukünftigen stadtteilverträglichen Nutzung und Umgestaltung zu starten.

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