Offener Brief an die Eigentümerin

Seit Monaten sucht die Schiller-Oper-Initiative den Kontakt zur Eigentümerin des Gebäudes. Ohne Erfolg.

Anfang April äußerte die Schiller-Oper-Initiative in einem Brief an die Eigentümerin ihr Bedauern und ihre Enttäuschung darüber, zur Begehung des Gebäudes im Februar nicht eingeladen worden zu sein und erneuerte das Angebot eines Dialogs.


Der Brief im Wortlaut: 


Sehr geehrte Mareike Janssen, 
sehr geehrte Margitta Detjen, 
sehr geehrter Matthias Detjen,

wie Sie mit Sicherheit bereits von Falko Droßmann wissen, sind wir eine Initiative von Nachbar*innen aus
St. Pauli, die für den Erhalt der denkmalgeschützten Stahlkonstruktion der Schiller-Oper kämpft und sich für eine stadtteilgerechte Nutzung stark macht. Es wird Ihnen nicht entgangen sein, dass wir uns große Sorgen um die Zukunft der historischen Schiller-Oper machen, die sich, laut öffentlich einsehbarem Handelsregister-Auszug, in Ihrem Besitz befindet. Herr Droßmann hatte uns in den vergangenen zwei Jahren mehrfach eine persönliche Gesprächsmöglichkeit mit Ihnen und unserer Initiative in kleiner Runde in Aussicht gestellt. Aus welchem Grund es nie zu einem Dialog gekommen ist, wissen wir nicht.


Die Schiller-Oper ist ein für den Stadtteil prägendes und für viele Bewohner*innen St. Paulis identitätsstiftendes Gebäude. Klar ist, dass der derzeitige Zustand weder für eine sinnvolle Nutzung noch für die Menschen im Viertel akzeptabel ist – ein Konzept für eine Veränderung ist im Sinne aller. Die von Herrn Droßmann in Ihrem Namen vorgestellten Entwürfe eines Gebäudes, das der Schiller-Oper lediglich formal ähnelt, sind jedoch nicht geeignet, das historische Bauwerk zu ersetzen. Ein wichtiges und einmaliges Stück St. Pauli ginge unwiderruflich verloren.

Wir fordern einen partizipativen, ergebnisoffenen Dialogprozess mit den relevanten Stakeholdergruppen - Eigentümer*innen, Anwohner*innen, potentiellen Nutzer*innen, Historiker*innen, den politischen Gremien etc. – um Optionen zur Nutzung und architektonische Lösungen für eine gemeinsame Zukunft der Schiller-Oper zu erarbeiten.
Desweiteren fordern wir Sie auf, sofort den weiteren Verfall des Gebäudes aufzuhalten und für einen regelhaften Erhalt des Denkmals zu sorgen. Derzeit ist das Gebäude nicht winterfest. Wie Sie wissen, hat der letzte Sturm das Dach massiv abgedeckt und zu einer erheblichen Gefährdung des öffentlichen Raums sowie zu einer weiteren Schädigung des Gebäudes geführt.

Dass sich der Engagement für den Erhalt der historisch wertvollen Stahlkonstruktion lohnt, zeigt das große Interesse der Bevölkerung, von Fachleuten im In- und Ausland sowie anderen Initiativen im Viertel. Vor-Ort- Termine, wie die regelmäßigen Rundgänge, Veranstaltungen zum Tag des offenen Denkmals und Vorträge, wie kürzlich beim „Verein für Hamburgische Geschichte“, sind immer ausgebucht. Der Denkmalverein Hamburg und die Patriotische Gesellschaft setzen sich für den Erhalt der Schiller-Oper ein und mittlerweile ist die Schiller-Oper offiziell als qualifiziertes Projekt bei Sharing Heritage im Rahmen des Europäischen Kulturerbejahrs 2018 eingetragen. Dies alles bestärkt uns, weiter engagiert zu bleiben.

Mit Bedauern mussten wir feststellen, dass zu der Begehung am 7.2.2018 mit dem Bezirksamt und dem Denkmalschutzamt die Schiller-Oper-Initiative nicht eingeladen war.
Wir möchten Sie nun erneut und ganz persönlich darum bitten, sich bei einem Treffen mit uns über die Zukunft der Schiller-Oper auszutauschen.


Wir freuen uns auf einen zeitnahen Terminvorschlag und verbleiben mit freundlichen Grüße aus St. Pauli!

Ihre Schiller-Oper-Initiative 
April 2018



Auch darauf gab es bis heute keinerlei Reaktion von der Eigentümerin.Die Initiative von Anwohnern aus St. Pauli geht daher davon aus, dass an einem Dialog, wie von Bezirksamtsleiter Droßmann mehrfach angekündigt, kein Interesse besteht.

Gerade auf St. Pauli mit seinem traditionell starken Bürgerengagement, den Erfahrungen mit den Esso-Häusern und den aktuellen Diskussionen um die Zukunft der Gewerbeschule Werft & Hafen oder des Hinterhofs Bernstorffstraße 117 wirkt eine solche Haltung befremdlich und nicht zeitgemäß. Nicht zuletzt die erfolgreiche Petition zeigt, dass das öffentliche Interesse an der Schiller-Oper zu groß ist, um das Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern dauerhaft zu verweigern.

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