Empört Euch! Bau-Projekt Schiller-Oper!


Brief an den Architekten Max Dudler zu seinen Entwürfen für das Schiller-Oper-Gelände

Hintergrund: Am 24. November fand in Hamburg ein Architekturforum statt. Dort stellte der Architekt Max Dudler seine Entwürfe für das Gelände der Schiller-Oper vor. Es waren die Entwürfe für die Eigentümerin der Fläche, die Falko Droßmann 2017 – in scheinbar entschärfter Version – auf der Stadtteilversammlung im Namen der Eigentümerin gezeigt hatte. Kurz zusammengefasst soll die Schiller-Oper abgerissen und durch einen klobigen Rundbau aus Backstein ersetzt werden, daneben kommt ein alles überragendes Hochhaus mit 13 Stockwerken. 

Die Schiller-Oper-Initiative ist entsetzt. Nicht nur, dass die historische Schiller-Oper vollständig verschwinden würde, auch würde dieses hohe Gebäude wie ein Fremdkörper die komplette Nachbarschaft überragen. Die obersten 7 Geschosse würden somit einen freien Blick auf die Umgebung bieten und der Investor könnte für diese Flächen Preise aufrufen, die jeden bisherigen Gentrifizierungsschritt in den Schatten stellen würde. Anstatt dass die Politik dies abblockt, stellte sie das Konzept 2017 auch noch selbst den Bürgern vor...


Hamburg, den  17.12.2018
Sehr geehrter Herr Dudler 
                                                                           
wie wir -die Schilleroper-Initiative- erfahren haben, haben Sie auf dem Internationalen Architekturforum vom 22. - 24. November 2018 in Hamburg ein Architekturprojekt vorgestellt. Dies unter der Veranstaltungsankündigung: „Unter dem Motto 'Architektur – Baukultivierung der Stadt' werden aktuelle Architektur- und Stadtentwicklungsprojekte vorgestellt, die unser (Zusammen-)Leben in besonderer Weise prägen und Möglichkeiten zur Entfaltung der menschlichen Gesellschaft eröffnen“.

Diesen hehren Anspruch teilen wir durchaus. So mag das von Ihnen auf dieser Veranstaltung vorgestellte Bauprojekt - isoliert betrachtet - Charme haben.

Da wir in Ihrem vorgestellten Architekturprojekt aber unschwer eine Planung für ein Bauwerk auf dem Schilleroper-Areal an der Straße „Bei der Schilleroper“ in Hamburg, wiedererkennen, verflüchtigt sich der Charmegedanke und stimmt angesichts des Tagungsmottos mehr als nachdenklich. Ja, man kann richtig sauer werden.

Ihr Projekt für das Schilleroper-Areal setzt sich massiv über den für dieses Areal bestehenden Bebauungsplan hinweg. Das mag im Rahmen von Architektenträumen statthaft sein, stößt bei einer Vielzahl von Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung aber auf  Entsetzen und ungläubiges Staunen: 13 statt der höchstens 6 Geschosse lt. Bebauungsplan?  Das würde in der Tat „unser (Zusammen)Leben in besonderer Weise prägen“. Diese Art von Prägung lehnen wir allerdings entschieden ab.

Wie es heißt, leiten Sie die Form des Gebäudeensembles für das Schilleroper-Areal aus einer mittelalterlichen Stadtstruktur ab. So weit zurück brauchen Sie u.E. gar nicht gehen. Uns würde es schon reichen, wenn Sie dem auf dem Gelände befindlichen Herzstück, einem Zirkus ähnelnden, denkmalgeschützten Stahlskelettbau / Rotunde aus dem Jahr 1890/1891 ein weiterhin öffentliches Leben ermöglichen würden. Das würde jedenfalls eine Chance bedeuten, „Möglichkeiten zur Entfaltung der menschlichen Gesellschaft (zu) eröffnen“.  

Hamburg ist bekannt für seine Knauserigkeit beim Erhalt historischer Stätten. Das Sie als renommierter Architekt dem noch „einen draufsetzen“ ist beklemmend.

Die Schilleroper mit ihrer Rotunde war Jahrzehnte - besser: über ein Jahrhundert - aus der Hamburger Kulturgeschichte nicht wegzudenken.

Diese Historie nicht zu würdigen und sie wieder zur Geltung zu bringen sondern mit einem Abriss endgültig zu Grabe zu tragen, müsste Jedermann und Jederfau das Herz bluten lassen. 
Das sollte auch für Architekten gelten.

Schilleroper Initiative


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